Amt Bornhöved
 

Auszug - Wärmeversorgung  

Sitzung des Ausschusses für Planung und Umwelt, Bau- u. Wegeangelegenheiten der Gemeinde Schmalensee
TOP: Ö 6.7
Gremium: Ausschuss für Planung und Umwelt, Bau- u. Wegeangelegenheiten der Gemeinde Schmalensee Beschlussart: (offen)
Datum: Mi, 03.05.2023 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 19:30 - 22:00 Anlass: Sitzung
Raum: Gasthof Voß, Dorfstr. 13, 24638 Schmalensee
Ort: Dorfstr. 13, 24638 Schmalensee
 
Wortprotokoll

 Der Ausschussvorsitzende erläutert, dass die Wärmeversorgung der einzelnen Häuser in der Verantwortung der Eigentümer steht. Die Auswahl der Heizungsanlagen ist derzeit ein schwieriges Thema, da es über Jahre die richtige Lösung sein sollte. Es kam nunmehr die Idee auf, im neuen Baugebiet die Wärmeversorgung mittels eines Nahwärmenetzes mit einer Erdwärmepumpe umzusetzen. Es gab im Vorwege Gespräche zwischen Herrn Gietzeld von der Landgesellschaft und einem Vertreter der Hansewerke. Die Hansewerke haben bereits derartige Projekte geplant und umgesetzt. Herr Gietzelt wird dazu kurz berichten.

 

Der Ausschussvorsitzende bitte zuerst darum, dem Ausschuss die technischen Details eines Nahwärmenetzes zu erläutern. Er übergibt hierzu das Wort an Herrn Bickel.

 

Herr Bickel berichtet, dass er sich derzeit mit der verpflichtenden Umsetzung eines kommunalen Wärmenetzes der Gemeinden Bornhöved und Trappenkamp beschäftigt. In dem Zusammenhang kam die Idee auf, für das neue Baugebiet in Schmalensee eine Quartierslösung zu schaffen, d.h. Wärmeversorgung aller Häuser über ein System. Die Wärmeversorgung könnte über ein kaltes Wärmenetz erfolgen. Es gibt das sogenannte kalte Netz mit Booster. Dies wäre ein wassergeführtes Netz mit 10 Grad Wassertemperatur. Innerhalb des Netzes befindet sich ein Technikraum. Dieser könnte als unterirdisches Gebäude geplant werden. Es wird eine Wärmepumpe installiert, welche zu jeder Jahreszeit konstant 10 Grad warmes Wasser liefert. Eine andere Möglichkeit wäre, das kalte Nahwärmenetz. Hier wären zwei Wärmepumpen hintereinandergeschaltet oder ein Blockheizkraftwerk. 40 Grad warmes Wasser würde im Netz geführt werden und soll mit 35 Grad warmen Wasser am Übergabepunkt je Grundstück ankommen. Nachteil ist ein hoher Wärmeverlust. Notwendig wären sehr gut isolierte Rohrleitungen, die hohe Anschaffungskosten verursachen. Bei einem kalten Netz mit Booster, in dem das nur 10 Grad warme Wasser durchgeleitet wird, würde dies entfallen, da die konstante Temperatur in der Erde gegeben ist.

Sollte die Möglichkeit einer Quartierslösung in Betracht kommen, stellt sich die Frage, wer ist verantwortlich für das Quartier? Im vorliegenden Angebot liegt die Verantwortung zu 100% bei Hansewerk als Wärmelieferant. Die Umsetzung würde über eine Tiefenbohrung erfolgen, ein zentrales Technikgebäude würde gestellt und für jedes Haus eine Wärmepumpe geliefert werden. Herr Bickel gibt zu bedenken, dass eine Tiefenbohrung nicht zu empfehlen ist, da hierfür behördliche Genehmigungen erforderlich sind. Dies ist zum einen sehr zeitintensiv und zum anderen sehr teuer. 

Eine alternative Lösung wäre ein Genossenschaftsmodel wie es sie bereits in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen gibt. Die Genossenschaft kann sich unterschiedlich zusammenstellen. Ein Vorschlag wäre, dass sich die Genossenschaft aus je 1/3 Gemeinde, Grundstückseigentümer und Betreiber-Investor zusammensetzt. Diese betreiben gemeinsam im vorliegenden Fall das kalte Netz.

 

Vorteile wären:

-          Einfluss der Parteien auf den Wärmepreis, da Gemeinde und Grundstückseigentümer hoheitlich beteiligt sind und nicht als Wirtschaftsunternehmen agieren.

-   einheitliche Wärmepumpen in den Gebäuden. Dies vereinfacht die späteren Serviceleistungen wie Wartung, Reparatur etc, aber auch die Lieferung der Wärmepumpen für jedes weitere Gebäude, da diese aus einem Unternehmen, in diesem Fall dem Betreiber-Inverstor, erfolgt.

-  Quartierlösungen werden gefördert. 40 % für Planung und 40% für die Ausführung. Dies stellt einen weiteren Vorteil dar, denn Einzelförderungen für Neubauten gibt es nicht.

 

Nachteile wären:

-          Jährliche Versammlung der Genossenschaftsmitglieder erforderlich

-          Anschluss- und Benutzungszwang für die Grundstückseigentümer. Festlegung im B-Plan oder Grundbuch

 

Herr Bickel erläutert die weitere Vorgehensweise. Eine Machbarkeitsstudie wäre aus seiner Sicht nicht notwendig und zudem sehr zeitaufwendig. Die Gegebenheiten in Schmalensee sind hervorragend und einer Umsetzung steht nichts im Wege. Schmalensee wäre ein Pilotprojekt und Vorzeigegemeinde. Herr Bickel empfiehlt ein Kaltnetz zu führen. Jedes Gebäude bekommt eine kleine Wärmepumpe, es gibt eine Technikzentrale in der eine Wärmepumpe installiert wird, welche grundsätzlich 10 – 15 Grad warmes Wasser liefert. Diese könnte sich die Wärme aus dem Freigefälle holen, indem die Leitungen links und rechts daneben verlegt werden. An der Übergabestation könnte ein zylindrischer Wärmetauscher installiert werden. So könnte die Wärme aus dem Abwasser gewonnen werden.

Herr Bickel würde sich gerne weiter im Detail mit der Umsetzung beschäftigen und sich freuen, wenn der Ausschuss eine Quartierlösung in Erwägung zieht.

Herr Stahl bedankt sich für die Ausführungen und bittet Herrn Gietzelt von der Landgesellschaft Schleswig-Holstein mbH über das Angebot von Hansewerk zu informieren.

 

Herr Gietzelt hat im Vorwege mit einer Mitarbeiterin der Hansewerk einige Details geklärt. Auf dieser Grundlage wurde das Angebot abgegeben. Vorausgesetzt werden mindestens 16 Grundstücke. Es ist eine Umsetzung mit Tiefenbohrung vorgesehen. Hierfür ist viel Platz erforderlich, da die Sonden mit einem Abstand von 10 m in die Erde geführt werden. Zuallererst müsste eine Machbarkeitsstudie durchgeführt werden. Die Kosten sind mit 65.000 Euro angegeben und von der Gemeinde zu tragen. 30% der Kosten könnten gefördert werden. Die Durchführung würde ca. 5 – 6 Monate dauern. Sollte es danach zu einem Erstkonzept und einem Beschluss kommen, würde es weitere 18 Monate bis zur Erschließung brauchen. Sollte sich die Gemeinde zur Zusammenarbeit mit einem Investor-Konzern entscheiden, sind die Faktoren Zeit, Fläche und Kosten maßgeblich zu beachten. Der Ausschuss kommt zu dem Schluss, dass die im Angebot ausgewiesenen hohen Kosten und der hohe Zeitaufwand ein Indiz für ein Abwehrangebot sein könnte. Weitere Ausführungen werden nicht gewünscht.

 

Der Ausschussvorsitzende bittet den Ausschuss um Abstimmung zur weiteren Vorgehensweise.

 

  Beschlussvorschlag:

 

-          die Quartierslösung ist weiterzuverfolgen  

 

-          die Verwaltung zu beauftragen, eine Kostenschätzung zur Umsetzung einzuholen.

 

-          die Verwaltung zu beauftragen ein geeignetes Ingenieurbüro ausfindig zu machen, das sich mit der Planung einer Quartierslösung beschäftigt, ein entsprechendes Konzept erarbeiten und ggf. alternative Lösungen vorschlagen kann.

 

 

Abstimmungsergebnis dafür: 5 dagegen: 0 Stimmenthaltung: 0